Fehlgeleitete Marktanalysen

Im Zuge der Ablehnung der beiden Bürgeranträge durch die Ampel in der BVV am 18.09.24 kamen erneut Argumente bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Kranoldmarktes zur Sprache, welche wir als Händler*innen hier nun erneut beantworten wollen.

Der Wochenmarkt am Kranoldplatz ist weder vom Onlinehandel noch von großen Supermärkten bedroht. Kund*innen die auf dem Markt einkaufen, werden nicht ins Internet oder einen neuen Supermarkt abwandern, denn neben dem Kaufen von Waren bietet der Markt einen Ort des Redens und ein familiäres Ambiente, welches weder das Internet noch ein Supermarkt bieten können. Die Kundenstrukturen auf dem Wochenmarkt sind über Jahrzehnte organisch gewachsen – ohne jegliche Werbemaßnahmen. Lediglich Mundpropaganda, gleichbleibendes Angebot sowie Marktzeiten und -standort haben dazu geführt, dass der Kranoldmarkt zu einem florierendem, bestens besuchten Wochenmarkt wurde. Neue Kund*innen kommen stetig auf den Markt und müssen nicht über ein neues Sortiment angelockt werden.

Wir können an dieser Stelle nur nochmals wiederholen: Der Kranoldplatz ist nicht Kreuzberg, Touristen verlaufen sich selten nach Lichterfelde Ost. Vielmehr bedienen wir Menschen aus der unmittelbaren Umgebung, umliegenden Bezirken und zunehmend auch aus dem Berliner Umland. Auf den Markt zu gehen ist immer auch ein Erlebnis, welches leider zu oft von Studien oder Marktanalysen verschwiegen wird.

„Innovationspotential der Kreativwirtschaft“ mag den Problemen von Wochenmärkten in Hamburgs Mitte helfen, auf dem Kranoldplatz sind sie fehlgeleitet. Auch eine Fokussierung auf „mehr Bio“ oder „mehr Gastronomie“ verkennt die tatsächliche Lage vor Ort. Der Kranoldplatz wird kein Kollwitzplatz, er wird kein Boxhagener Platz sein können. Die Kundenstrukturen in Lichterfelde sind völlig andere und wir Händler*innen sind auch anders.

Den Markthändler*innen nun zu sagen, was die Gefahren der Zukunft sind und welche Maßnahmen die Marktverwaltung treffen sollte, um diesen vermeintlichen Gefahren entgegenzutreten, ist erneut an der Realität vorbeigedacht und schlichtweg falsch. Von außen die Händlerstrukturen vor Ort ändern zu wollen, zeigt nicht Interesse am Kranoldmarkt, sondern den Wunsch, einen anderen Markt zu schaffen.

Die organisatorischen Herausforderungen für Händler*innen einen zusätzlichen Wochenmarkt zu betreiben, sind immens. Equipment, Ware, Personal, Zeit sind nur einige Dinge, die solch ein Unterfangen – gerade in den ersten Monaten – schwierig gestalten. Ein größeres Bio-Sortiment oder mehr „Foodtrucks“ anzulocken, erscheint auch äußerst schwierig, da Märkte in Kreuzberg-Friedrichshain oder Prenzlauer Berg solchen Händler*innen weitaus bessere Aussichten stellen.

Wir Händler*innen sehen den ganzen Umbauprozess, besonders wegen solcher an der Realität vor Ort vorbeigehender Argumente, weiterhin kritisch. Auch teilen wir die Hoffnung nicht, dass nicht jede Baustelle in Berlin ewig dauern muss. Am Hermann-Ehlers-Platz wurden kürzlich zwei Gullis neu gemacht, das ganze sollte maximal zwei Wochen dauern. Reine Arbeitszeit hat das ganze vier Tage gedauert. Da sich einige Ämter nicht einig waren, verzögerte sich die Fertigstellung auf über sechs Wochen, in denen eine große Baustelle unfertig stillstand. Wenn selbst solche minimalen Eingriffe durch Uneinigkeit der Behörden solche Verzögerungen bedeuten, sehen wir für den Kranoldplatz schwarz.